manchmal ist es ja …

manchmal ist es ja
auch der wind
der gegen die tür tritt
niemand sonst

sie wutentbrannt
zu öffnen wäre
eine enttäuschung
nichts zeigte sich

und wie immer
mariechen mariechen
in ihrer kemenate

singt ein kommt ein
vöglein geflogen

und läßt auch noch
die anderen türen

von ihren tritten
widerhallen

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ich hüft‘ mich auf …

ich hüft’ mich auf
das hüftgebein!
nur schein sei mir
die straß’ – ihr hüft’
entlang ich und
warte auf das
‘p’ im ‘hüft’
und denke, daß
ich geh’, es sei
ein sehr wahrschein-
lich wort dieses
‘senfgelb’ an der
hauswand gegen-
über: mostrich?
und stell’s mir vor
dieses gehen
da hübschet es
leicht lächelnd im
‘üb ein gesicht!’
hupt sich an der
ampel in die
zweite (dritte?)
lautverschiebung
von peerd zu pferd
und pflutscht und lutscht
bis stiel ihm bleibt
es ärgert ihn
nun leidliches ‘e’

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Ibn Hamdîs, Diwan, XV

Er beschreibt den gemischten Wein

1
Welch ein Körper! es beseelt ihn eine Wonne, die nur ihm zueigen:
Du Naß, einer wolkenmilchträchtigen Brust entsprossen.

2
Kredenzt der Krug dann von dem Reinen, verteilen die
um ihn sitzenden Trinker ihn auf die Becher.

3
Wir zechten, und in der Nacht, der erste Dämmerschein,
schon kündete sein Weit und Breit von Ost nach West,

4
in einem Garten, den belebt’ ein schlängelnder Bach,
über den weit sich breitete der Schatten der Zweige,

5
in einer klaren Nacht entschleierte Heiterkeit die Bräute,
die bräutlich thronten auf den Händen großmütiger Trinker.

6
Der Wein färbte ihre Kleider rot, die am Hals
mit frischen Perlen zugeknöpft.

7
Wie viele Becher hieltest du nicht wegen der Farbe des roten Weins
für korallenrote Lippen und ihren süßen Speichel!

8
Wird er vermischt, wird er zutraulich und gibt auf
sein widerspenstiges, ungezähmtes Wesen.

9
Das Wasser fließt in den Adern des Feuers, als fürchte es
um des Friedens willen das Ungestüm des Krieges.

10
Und wenn der, den Schwermut niederdrückt, einen Schluck davon nimmt,
des Lebensgeister steigen ihm – bis ans Herz hinan.

[Ibn Hamdîs, Diwan, XIV]

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Ibn Hamdîs, Diwan, XIV

1
Dein Vorwurf ließ mein Herz schmelzen. Oh! Könnt’ ich’s dir heimzahlen.
Wüßtest du um die Nacht des Verliebten, nicht rügtest du einen Liebegeplagten.

2
Und bekriegtest mich unter den Schönen, als hätte mein Auge
ihr Abbild mir in die Kammer des Herzens gebannt.

3
Leben! Aber ihre Augenbraue dräut Tod. Fürchtet man nicht den Tod
von der Spitze des schneidenden Schwerts?

4
Ich beklagte mich bei ihr über die Liebesqual, sie drehte sich zu den
Gefährtinnen und sagte: “Was ist das für eine Liebesqual?”

5
Sie antworteten: “Es ist eine Qual, die, kenntest du sie, freigebig
gewährtest du dem Dürstenden das süße Wasser deiner Lippen.”

6
Daß dich die Liebe bewahre, denn nie erlebtest du ihre Qual.
Kann der Wein trunken machen, ohne ihn zu trinken?

[Ibn Hamdîs, Diwan, XIII]

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Ibn Hamdîs, Diwan, XIII

1
Hörte etwa die Zeit auf, den bewanderten Mann zu belästigen,
oder sagte er “Es reicht!” und brachte ihn, den Störenfried, um seinen Ruf?

2
Er hat es abgesehen auf den Großherzigen, wie das Auge dessen,
der verdrießlich es wirft auf den Schuldigen.

3
Wie das reine Wasser der Zeit trinken, durch die
unaufhaltsam das Heer der Unglückseligkeit zieht?

4
Mich ließ Zeit ergrauen ob des Erlittenen, ihr selbst
geschah nichts. Und doch hat Zeit zur Welt mich gebracht!

5
Und wenn sie sich nicht wundert über ihre Kinderschar,
desto mehr ich mich über sie und ihre Kinder.

6
Einsam lernt’ ich die merkwürdigen Begebnisse meiner Zeit,
und niemandem gesellte ich mich, wenn er kein Fremdling.

7
Und wandte mit Vorsatz mich gegen meine Traurigkeit, und er durchschnitt sie,
als wäre meine Vorsatz mein schneidendes Schwert.

8
Nicht inne hielt ich in meinem Reisen über Berg’ und Niederungen, wie auch
das Wasser nicht innehält, daß den Abhang hinabfließt.

9
Und reisend nächtlicherweil’ fiel ich meinesgleichen nicht lästig
wegen irgendeiner Drangsal, die mich plagte;

10
auf stieg das Unbehagen in glühenden Seufzern, die ich ausstieß,
frisch wie sie kamen, ob sie gleich brannten ohn’ Rast.

11
Oh! es geziemt dem Großherzigen Felsenfestigkeit,
und daß mit Bösem sich aufbläht, der zum Bösen bereit.

[Ibn Hamdîs, Diwan, XII]

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otra vez …

otra vez
e di traverso
ostrogote
vezessitudini
ostrovisi
di vestro
occhi vidi gote
volte al ciel
di du’ comare
verso qualcosa
che sembrava
un bronzolo o
bran(d)zoll
ignifilo
– igno datum –
a trasformarle
in due colombe
ben abbrusto-
lite

che stavano lassù
a mandar
sterco su sterco
sul davanzal

ma non le vidi
ma sapevo
cosa videro

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Ibn Hamdîs, Diwan, XII

1
Wie viele Vorwürfe du ihm doch machst gleichzeitig!
Du sprichst und sprichst, er kriegt kein Wort heraus.

2
Willst etwa du, dass dir wiedergegeben werde die gewohnte Gefährtin
und erhalten bleibe – solange du lebst – die gewohnte Jugendkraft?

3
Siehst denn nicht du, wie seine Wechselfälle zermürben alles Neue,
und wie sie die volkreichen Gegenden dieser Welt wüst hinter sich lassen?

4
Und wenn dir Hierbleiben ein Übel,
liegt Heil dir in der Emigration – und gut zu Pferd.

5
Deine Sorge ist die Sorge dessen, der auf etwas
wartet; drum dein Schweifen in der Fremde, dir die schrulligsten zu suchen.

6
Denn der Vorsichtige, um zu schlummern, tut’s wie
der aufgeschreckte Vogel, der im Mauerloch scharrt.

7
Der Kühne verlangt seine Speise von den scheidenden Schwertern,
und sein Getränk eher von den Lanzen als von den Wolken.

8
In den edlen Taten sei klug und bescheide dich,
wenn darin du recht handeln willst.

9
Und zur Beförderung des Guten sei Flamme,
die im Wehen des Windes aufflackert.

10
Sein Schöpfer schärft das Schwert nur dazu,
daß Köpfe fliegen, wenn’s gezückt.

11
Zieh dein Unterreden nicht der Wüstenfährnis vor,
deren Fata Morgana du für Trinkwasser hältst.

12
Wie oft erlangt man nicht die Macht über Leichen gehend;
daß nicht Angst jetzt dir die Türe schließe.

13
Widersprüche ließen mich zweifeln; doch Kühnheit
hält inne, wenn man zu zweifeln beginnt.

14
Deines Schicksals Gunst scheint in Ungunst sich zu wandeln,
und zahlt dir nicht mehr heim dein gutes Handeln.

15
Stünde dir das Schicksal gleich der Hand eines Großmütigen bei,
es wäre seiner Natur gemäß etwas Überraschendes.

16
Wein trinken macht mich melancholisch, und der Gesang
senkt Traurigkeit in mein Herz.

17
Widerspruch hinterlässt seine Spuren in den Gewohnheiten;
der bitter schmeckt und süß im Schlucken sich gebärdet.

18
Nachdem die Großmütigen meines Volkes abgefahren, gab man mir
Wölfe zur Gesellschaft statt der Gefährten.

19
Der Freund stellte sich mir entgegen, und fand keine
andere Gesellschaft als die Bücher.

20
Wie viele Freunde hat nicht das Unheil ins Elend gebracht,
Freunde, die, als uns das Schicksal nicht gewogen, gute Freunde waren!

21
Nein, eng ist sie mir nicht, die Erde, andernfalls gewöhnte
ich mich daran, mir ihre Weite als Ebene zu denken.

22
Ich irrt’ durch die Wüsten auf geschwinden Kamelen, die im Wettstreit
mich die Entfernungen durcheilen ließen, die ihnen ihr Futter.

23
Und würdest verwechseln die rasche Bewegung ihrer Hufe im Wettstreit
mit den geschwinden Fingern, die am Rechenbrett die Zahlen bewegen.

24
Und würdest fast glauben, daß das erschöpfte Kamel das Halfter
an seiner Nase für eine Schlange gehalten.

25
Ich durchquerte die Nacht unter dem Stern meiner Lanze,
wenn die Sterne sich den Blicken verbargen.

26
Denn der, der auf den Spuren edler Taten stirbt, kommt dem gleich,
der das erzielt, was er von ihnen wollte, und kehrt wieder.

27
Zu Abenteuern treibt mich ein Schwert, dessen Hiebe
all das verachten lassen, was hart dich angeht.

28
Schwert, das immer, sobald ich es darum bat, es aus blutigen Wolken
regnen zu lassen, es regnen ließ.

29
Als ob auf ihm auflebte das Feuer seines Schöpfers;
und wär’ da nicht das Wasser seines Glanzes, es schmölze.

30
Als blitzten der Sonne Strahlen auf ihm,
wär’ nicht die Maserung als Wolke dazwischen.

31
Als hätt’ es die Zeit lang schon grau werden lassen,
nimmer hört schwarzes Blut auf, es zu färben.

32
Als wär’ Schnitt ein hingeträllertes Morgenlied,
erklingt sein Schwingen, wenn es die Halswirbel trifft.

33
Nein, wir geizten nicht in unserer Heimat, unsere Gemüter
verschmähen die Unterdrückung und lehnen sich auf.

34
Wir widerstanden diesen widrigen Wechselfällen, daß selbst
dem Jüngling, die ihm widerfuhren, die Haare bleich geworden wären.

35
Nichts blieb uns als die Seelen und die edlen Taten,
die du ehrst, indem du von ihnen erzählst.

36
Und die Sternschnuppen fielen und fielen,
die Erde berührten sie nie.

[Ibn Hamdîs, Diwan, XI]

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nur im …

nur im
fremdklingen
sei heimat

strada facendo
e nelle selve
errando

zücken statt
entzücken

huscht eh’
nur vorüber

ein eis in
praller sonne
dauert länger

so hingezungt

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Ibn Hamdîs, Diwan, XI

1
Ich hab’ sie genossen; – wann hab’ ich je mich vergnügt? –
das Roß blieb ungeschoren, das Roß meiner Jugend, mein Reiten.

2
Der eine Tag, reichlich und guten Proviant zu horten, der andere,
der häuslichen Gazelle nachzujagen.

3
Und als sie mit mir stolperte, war’s wegen der Trunkenheit, der
zwischen einem Glas und einer Tasse ich begegnete.

4
Die Nächte dann verbrachte ich unter den Antilopen, die, eifersüchtig
auf mich, sie im Streit untereinander verbrachten.

5
Und wenn meiner Jugend Pfeil auf die Sonne zielte,
dann war’s, weil sie ihm gehören sollte.

6
Jede Verführerin bedrängte mich
mit einem von ihr parfümierten Apfel,

7
und aus der Schlinge der Umarmung löste mich erst
die Morgenröte, die das Auge des Betrachters weckte.

8
In mir die Wunde eines schmachtenden Blicks; auf meinem Arm
der Biß eines Mundes und seiner schönen Zähne.

9
Merk auf den Wohlgeruch, dessen Mutter die Rebe:
verströmt ihn aus in der Hand, die ein junges Zweiglein.

10
Alt geworden in klösterlicher Obhut, auf der
Amphore das Siegel des Kreuzes.

11
Und weil er dir in den Kopf gestiegen, zögerst du mit dem Trinken,
Heilung kommt dir mitnichten vom Arzt.

12
Trink davon früh des Morgens einen Schluck vom Reinen;
jung und lebhaft ist der Alte aus trockenen Trauben.

13
Als wär’ sein Schaum sein Schopf,
umgibt sein Haupt ein altes Haar.

14
Und gießt man Wasser in sein Rubinrot,
wird ihm in der Flamme Ersatz.

15
Perlen steigen auf von seinem Grunde,
reih’n sich auf des Glases Bauchung.

16
Ich nahm ihn und sanft wehte der leichte
Wind, stark und duftend.

17
Und nun die Mägdlein mit süßen Gesängen,
kommen trällernd, den Tristen zu erheitern.

18
Jedes mit perlroten Fingern
der mit Henna gefärbten Hände.

19
In ihren Busen ließen sie schlagen einen Hammer, so daß
sie die Hände an die Öffnung des Korsetts hielten.

20
Und als sie die Süße ihres Gesangs hatten hören lassen,
leerten wir mit ihnen die Tassen der Schuld.

21
Schleppten hinter sich ihre schwarzen Haarprachten –
wie schwarze Schlangen schlängeln über Sandhaufen.

22
Rhythmisch im Tanz ihre Füße,
die die Klänge einer Laute begleiteten.

23
Zeigten auf ihre Gliedmaßen und spielten an auf das,
was in ihnen liebend zum Traurigsein neigte.

24
Sprachen untereinander frei heraus wie Zweige,
die im Zephyr und im Südwind schaukeln.

25
Auf die Erde legten sich unsere Wangen,
und auf die Rippen die Wangen der Herzen.

[Ibn Hamdîs, Diwan, X]

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es schmerzt …

es schmerzt
den hörwald
sein entwähntsein

wirft auf sein aug’
begehret auf
im aufgemerkt!

jedwedes reden geht
von fledermäusen

doch keiner weiß
den unterscheid

es plappert sich
so schön zurecht

und sich entbiestern
in der diesseitsfalle

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