Ibn Hamdîs, Diwan, XI

1
Ich hab’ sie genossen; – wann hab’ ich je mich vergnügt? –
das Roß blieb ungeschoren, das Roß meiner Jugend, mein Reiten.

2
Der eine Tag, reichlich und guten Proviant zu horten, der andere,
der häuslichen Gazelle nachzujagen.

3
Und als sie mit mir stolperte, war’s wegen der Trunkenheit, der
zwischen einem Glas und einer Tasse ich begegnete.

4
Die Nächte dann verbrachte ich unter den Antilopen, die, eifersüchtig
auf mich, sie im Streit untereinander verbrachten.

5
Und wenn meiner Jugend Pfeil auf die Sonne zielte,
dann war’s, weil sie ihm gehören sollte.

6
Jede Verführerin bedrängte mich
mit einem von ihr parfümierten Apfel,

7
und aus der Schlinge der Umarmung löste mich erst
die Morgenröte, die das Auge des Betrachters weckte.

8
In mir die Wunde eines schmachtenden Blicks; auf meinem Arm
der Biß eines Mundes und seiner schönen Zähne.

9
Merk auf den Wohlgeruch, dessen Mutter die Rebe:
verströmt ihn aus in der Hand, die ein junges Zweiglein.

10
Alt geworden in klösterlicher Obhut, auf der
Amphore das Siegel des Kreuzes.

11
Und weil er dir in den Kopf gestiegen, zögerst du mit dem Trinken,
Heilung kommt dir mitnichten vom Arzt.

12
Trink davon früh des Morgens einen Schluck vom Reinen;
jung und lebhaft ist der Alte aus trockenen Trauben.

13
Als wär’ sein Schaum sein Schopf,
umgibt sein Haupt ein altes Haar.

14
Und gießt man Wasser in sein Rubinrot,
wird ihm in der Flamme Ersatz.

15
Perlen steigen auf von seinem Grunde,
reih’n sich auf des Glases Bauchung.

16
Ich nahm ihn und sanft wehte der leichte
Wind, stark und duftend.

17
Und nun die Mägdlein mit süßen Gesängen,
kommen trällernd, den Tristen zu erheitern.

18
Jedes mit perlroten Fingern
der mit Henna gefärbten Hände.

19
In ihren Busen ließen sie schlagen einen Hammer, so daß
sie die Hände an die Öffnung des Korsetts hielten.

20
Und als sie die Süße ihres Gesangs hatten hören lassen,
leerten wir mit ihnen die Tassen der Schuld.

21
Schleppten hinter sich ihre schwarzen Haarprachten –
wie schwarze Schlangen schlängeln über Sandhaufen.

22
Rhythmisch im Tanz ihre Füße,
die die Klänge einer Laute begleiteten.

23
Zeigten auf ihre Gliedmaßen und spielten an auf das,
was in ihnen liebend zum Traurigsein neigte.

24
Sprachen untereinander frei heraus wie Zweige,
die im Zephyr und im Südwind schaukeln.

25
Auf die Erde legten sich unsere Wangen,
und auf die Rippen die Wangen der Herzen.

[Ibn Hamdîs, Diwan, X]

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