YANG LIAN
WO DAS MEER STILLSTEHT
Dt. von mir nach der englischen Übersetzung aus dem Chinesischen von Brian Holton und der davon gefertigten italienischen Übersetzung von Claudio Pozzana, damit ich mir gleich denen, die in den Museen die Gemälde in den Zeichenblock skizzieren, der auf ihren Knien ruht, besser die Bilder zu eigen machen kann, die darin enthalten.*)
1. DUNKELHEITEN
Frühling, eines flusses schmerz
in deiner liebe
eines vogels helle angst in deinem starren blick
eines flusses schmerz in deiner liebe
ein zersplitterter tag hält dich davon ab, dieses
von schneeweißem eis hochgetürmte flußbett in einem
blickfeld zu umgehen, in dem dicht die notizhefte sprießen
jeder baum schlägt dir entgegen
wie die wunden der nebenflüsse eines gedichts
in einem tropfen wasser die toten allüberall
draußen vorm fenster je heller das sonn’licht desto lebensechter das krebsgeschwür
ein junge verschwindet dort wo er fällt
ein körper hört unerkannt das laute klagen des blutes
in dir weinende liebe aus den fleischfarb’nen flügeln in der luft
ein hautloser fluß schmerzt die ganze nacht hindurch
bedeckt mit deinem einen tag jedermanns gestern
barfuß die schatten im grase durchwatend
blumen lassen sich vormerken für künftige operationen
je mehr der frühling schwallt desto mehr gleicht er einem traumlosen menschen
wenn nichts gesagt wird kein fluß kann von dir fort fließen
da ist nichts als was du stets erduldet in dunklem mark
alles lebendige hicke-di-hack hicke-di-hack
das ist alles wieder vorbei
*) Das entsprechende Buch erschien 2004 im Verlag Libri Schweiwiller (Mailand).
Übersetzungsrechte wurden nicht erworben. Sofern also diesbezüglich rechtliche Bedenken
geltend gemacht werden, bitte ich um Nachricht an hsch @ libero . it.
könnte weitergeführt werden