Wo das meer stillsteht (2)
2
die abwehrstellungen der blumen haben das meer im visier
ein bierglas wartet auf den sonnenuntergang – um gold und gelb zu malen
wie eine ständig auf die lippen sich senkende krankheit
der dort spricht – spricht immer noch durch das glas
der dort singt – in den gesang hinein elektrisiert
bei zehnfacher lautstärke, um einen tauben zu versiegeln
lächeln – wird aufgezeichnet
essen – bricht die finger ab
das ertrunkene profil eines seemanns – rückt immer näher
vermehrt sich zischen stuhl und stuhl
zwischen ein- und ausatmen sind wind und wind ein blutfleck gesalzener sterne
der, welcher mensch genannt – läßt worte splittern und krachen
des steines schneeweiße hacken stampfen über ur-erde
lähmen die treppe der herzschläge
die tage – ohne ab- noch aufzusteigen – erreichen
das letzte – trunkene – wiedergekäute – meer
[Wo das Meer stillsteht 5,4] <<>> [Wo das Meer stillsteht 5,6]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare
lecker Ursuppe
bei trockenem Mund nochmal hochholen
wiederkauen
erneut schlucken
auch hier bedarf es des widerstandes – diesmal dessen der speiseröhren- und kehlkopfmuskeln und etwelcher nerven, die dorthin führen, wo das angenehme dem unangenehmen weicht