Wo das meer stillsteht (2)
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auf dem geteerten meer wittert ein geist-weißer vogel
seinen weg zur küste – der leuchtturm bleibt
links liegen – dort, wo wir auf unser unzeitiges ende stießen
auf dem geteerten meer ist ein anker ein zerbrochener pflug
mit sich neigenden grabsteinen – schreibt ein jahrhundert
unsere namen neu
am roten felstisch werden wir gesehen beim mittagessen
auf meerwasser – das grüne freudenfeuer der kiefernnadeln wärmt das skelett
entblößt all die rostgeschwärzten zähne – und tanzt
der kleine kirchturm preßt jeden augúst in diese nacht
ein sturm – geforderte lektüre in der lektion des todes
das licht hält ein – wo immer mehr tote sich versammeln
die ankerkette ist gerissen – der anker sank tief hinab, wo säuglinge jammern
die liebenden fest umschlungen unter dem teer
nach einem jahrhundert haben die schwärze der uhr begriffen
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Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare