Wo das meer stillsteht (2)
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gelähmte jahre und jahre, durch lähmung erzwungen
jahre in versunkenen schiffen
dieses fleisch, das den schmerz zu bannen vergessen, öffnet weit seine haut
wird schließlich innen vom ozean berührt
eine sauber gewaschene leber : die weiße qualle
eingepökeltes gesicht – hält tausend sterne nieder
ein von einer schildkröte gekapertes bett – und spielt weiter auf einem glänzenden instrument
so wie mondlicht eindeutig unsere phosphoreszenz
so die gezeiten – die unaufhörlich jüngere gebärmütter auskratzen
hilfeschreie enden in – all den ohren, die nicht da sind
in – einem ruhigen augenblick in der schwebe vor der haie futterekstase
wir verschieben uns nicht – rost häuft sich oben über dem himmel
wir werden verschoben – der purpurschatten des ozeans drängt
ein jahrhundert – zwei hände spucken tinte
berühren – kraftlosen und kraftlos erreichten schlaf
schande – reitet einen leuchtturm
berührt – das masturbierende fleisch, das die toten dem strand hinterlassen
schwirrende vögel sind winzige bögen, die fünf finger schießen
unsere särge genötigt, der nacht zu folgen
grab’s aus – das grundlose verwundete meeresbett – steht still
wo ein sturm niemals anhalten kann
[Wo das Meer stillsteht 5,5] <<>> [Wo das Meer stillsteht 5,7]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare