Salustius, Über die Götter und die Welt – 4,8
4,8 Und es heißt – möge es sich denn verlohnen, einen weiteren Mythos zu erzählen –, die Mutter der Götter sei in Leidenschaft für den Attis entbrannt, wie er da am Ufer des Flusses Gallos lag. Sie nahm daraufhin die mit Sternen bestickte Kappe, legte sie ihm ums Haupt und behielt ihn hinfort bei sich. Jener aber verliebt sich in die Nymphe, und damit er mit ihr zusammensein kann, verläßt er die Mutter der Götter. Die jedoch läßt den Attis von Sinnen kommen, der sich das Geschlecht abbeißt und es der Nymphe zusendet, um hernach wieder bei der Mutter der Götter zu leben.
Hier ist die Mutter der Götter die lebenerzeugende Göttin, und deshalb wird sie Mutter genannt; während Attis der Schöpfer der vorübergehenden Dinge ist, und deshalb heißt es, sie sei ihm am Flusse Gallos begegnet. Gallos nämlich spielt auf Galaxie an, das ist die Milchstraße, von welcher der den Leidenschaften unterliegende Körper stammt. Nachdem die primären Götter die sekundären vollendet, verliebt sich die Mutter der Götter in diesen und verleiht ihm himmlische Kräfte (denn dieses ist der verborgene Sinn der Kappe).
Attis seinerseits verliebt sich jedoch in die Nymphe. Nun stehen die Nymphen der Zeugung vor, denn alles, was gezeugt wird, das fließt: und da es notwendig war, daß die Zeugung innehielt, und nichts niedrigeres als das entstehe, was das Letzte ist, wirft der Demiurg, der diese Dinge hervorgebracht, die Zeugung wieder zurück in die zeugenden Kräfte und verbindet sich erneut mit den Göttern. Und diese Dinge haben sich nie zugetragen, sind jedoch immer: die Intelligenz sieht sie im Nu alle beisammen, das Wort durchläuft sie und legt sie der Reihe nach dar.
[Salustius 4,7] <<>> [Salustius 4,9]