Oper
der klang des singens kehrt uneilig zurück zum letzten sitz des nachmittags
wir sind nackt unter dem nackten himmel
aufrichtiger noch sind die vögel – fliegen alle vorüber goldgelb
kein jugendliches timbre in altersschwachen ohren
dies ist der frühling – frühling ist zum sterben die beste zeit
um die tragödie eines jeden buches zu lesen
wenn schweigen eine geschichte nochmals erzählen kann
die flamme des himmels – umarmend und dennoch erschreckend
gibt diesem fenster einen strauß fleischfarbener blumen
gibt dem zuschauenden nachmittag ein endlos fallendes meer
der goldene sturm – schmiedet den schmerz im hören
läßt uns kalt werden wie kinder
eine dämmerung zu spät für abschiede, um vom himmel abschied zu nehmen
doch der himmel – was sagte er?
nacht hat uns den rücken gekehrt
dunkelheit ist die trostlosigkeit hinter den kulissen
[Wo das Meer stillsteht 4,16] <<>> [Wo das Meer stillsteht 4,18]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare