Porträt eines mittelalterlichen heiligen
ruhige einwilligung in den tod vor zeiten
wenn ein name eine art weisheit aufhebt
fleisch – akzeptiert letztendlich das gold des leidens
jedes kind lernt, das weinen zu nutzen
um darüber zu disputieren, ob die nachtphilosophien
stets mehr seien als die nächte selbst
ein requiem kann nicht singen, was jenseits der wunden liegt
noch können pinselstriche
die unpassende belichtung der augen wiedergeben
der tiefe himmel erlaubt nicht, daß man in ihn hineinfällt
seitdem – was wir erfunden
ist nichts als wortreiche distanz zwischen ohr und auge
[Wo das Meer stillsteht 4,15] <<>> [Wo das Meer stillsteht 4,17]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare
„wenn ein name eine art weisheit aufhebt“ – für: „when a name cancels a kind of wisdom“, die italienische übersetzung hat: „come un nome neutralizza una intelligenza“. mich lockte hier das dreideutige „aufheben“.
„zwischen ohr und auge“ – für: „between ear and eye“, die italienische übersetzung hat statt dessen: „tra bocca e timpano“ (zwischen mund und trommelfell) — was interessante überlegungen zu den sinnesorganen eingibt : zwischen mund und ohr schien mir einleuchtender zunächst : dann aber der gedankengang : daß zwar ohr immer auch eine parabolantenne zum empfangen : daß zwar auge immer auch eine linse zum empfangen : daß zwar mund immer auch eine höhle zum empfangen der laute, die darin hausen wollen : hier erstes zögern : den mund als empfänger empfinden wir : wenn’s ans essen und trinken geht . das ohr aber als sender : kommt uns nicht in den sinn : auch nicht das auge als sender (es sei denn gegenüber der geliebten oder des gehaßten : if looks could kill) : dennoch scheint mir : als sei wahrnehmung gleichzeitig auch ein mitteilen der wahrnehmung : insofern teilt das ohr mit : teilt das auge mit : nimmt der mund jenseits aller seiner geschmacksnerven auf der zunge wahr : wenn er spricht
Stille In der Stille zeigt sich der wahre Freund.
im grenzenlosen schweigen