Wo das meer stillsteht (3)
3
kraftlos lebendig und kein weg zurück
im kollektiven luftschnappen des ozeans
namen – verletzbare nüsse, die nieder geglitten
fingernägel widerstehen den jahreszeiten – versuchter mord mitnichten tödlich
vogelschwingen haben die bilder kalt werden lassen
du bist – jemandes traum und das, was jemand daraus macht
was stillsteht und was schmerzlos vom stillstand verändert wird
du bist – immer deines spiegels verdorbenere vorstellung
je mehr abwesend sind – desto mehr noch ist es die welt
jeder wassertropfen verneint das blau, das den blick ausfüllt
des todes kompakter sand – ausgestreut über die stadt der nacht
der faulende zeitungsfisch
ein modriger schatten, einmal mehr in der lage, eine frau in den wehen zu finden
nur – wenn einer des anderen tinnitus hört
wird sich wirklichkeit öffnen – wie ein kompendium dunkelsten wissens
die sprache, die keine vergangenheit hat – zwingt dich zu lernen
was fürchterlich ist, wenn du zurückblickst, ist dein eigenes
gesicht – ein geistähnlicher schwindel, reflektiert vom grab
geschichte – das silberweiß von baumstümpfen, vom herbst aus gesehen
seine blätter identisch mit den allerschlechtesten nachrichten
und beide nicht wahr – doch tausendmal ihr sterben im himmel
das meer – so scharf, daß es dich vernichtet – macht dich zum du des augenblicks
wo des spiegels fiktives ende sich endlos ins weite dehnt
[Wo das Meer stillsteht 5,8] <<>> [Wo das Meer stillsteht 5,10]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare
je mehr abwesend sind – desto mehr noch ist es die welt !!!
Woher soll man den Mut zur Präsenz nehmen, wenn die Menschenwelt mit großen Säbeln auf ein maschinelles Bewegungsniveau reduziert wird-
Die Menschen passen sich den Maschinen an, die Umkehrung ist Utopie.
auto-matische handbewegungen