Fronturlaub (November 1917)

Und dann bekam er ihn
Zwei Jahre drauf gewartet, er weiß es nicht mehr
Er hört
Im kalten Raum, wo man’s ihm sagte
Den einen Offizier sich lustig machen
Es solle gefälligst aufpassen
Daß ihm der Frieden
Nicht den Boden unter den Füßen entziehe
Rundum beißende Stille
Statt scheußlicher Taten
(Wie viele noch? Die fallen – müssen?)
Und dann Retour charmantes Getue
Freude Tätscheln Schulterklopfen Lächelei
Es kommt ihm wie nicht wirklich vor
Nur, daß es im Gedächtnis haften geblieben
Er verläßt das Rathaus
Wehrpass in der Hand und die Treppe hinab
November-Sonnenuntergang, der auf seiner Stirn explodiert
Tränen auf dem Kragen der Matrosenbluse
Schritte auf Kies wie auf dem Weg zu Mireilles Haus
Sonnenräder werden kommen, später dann Mimosen – aber da ist er wieder fort
Unglaublich dröhnt das Mittelmeer
Pass auf, daß du nicht verrückt wirst
Oh ja, daß er sich rasiert, wird ihm keiner nehmen
Glatt proper gravitätisch wahrhaftig: Er
Endlich das Klavier berühren und Mireille, die Bücher
Und dann zwei Wochen lang verlegen, stumm, das Erröten
Bis die alte Maschine
Ihn wieder aufnimmt
In ihre Stahlbacken inmitten Schlamm und Regen

Original bei “Je peins le passage” von Raymond Prunier

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