Mann aus zement
1
unmenschlich das mondlicht – schrumpft erneut, um das künstliche
fleisch von vier himmelblauen jahreszeiten zu werden – blutverlust
wird ganzjähriges grau
das laufen der kinder als emblem für todesgewißheit
2
die toten zermahlen vom schnee, der sich in den gliedern gesammelt hat
ein zementsarg
verwandelt lebendige vögel in nägel
wildkatzen kreisen im hohen dickicht
schmutzige schwäne in emsiger brunst
reißen auf jeden tages steppdecke aus zement
3
wohin laufen – wohin nicht laufen – wohin kannst du nicht laufen
nicht laufen können
der ganze körper fest eingeschlossen in das fenster der nacht
ein leben lang klettert die eidechse eine knochenwand hinauf
tiefer sickert der ozean aus dem sand
eines steines scham – ist es, den klang schwacher herzschläge zu ertragen
4
die hand des himmels wird erbarmungslos draufknallen
immer ein bißchen spät die hilfeschreie – später nur als der tod
immer noch spielst du mit statuen
du kannst dich nur einholen, wenn du im keller lebst
[Wo das Meer stillsteht 4,14] <<>> [Wo das Meer stillsteht 4,16]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare