angebunden an mich selbst : durch mich selbst : schlingr‘ ich fortgerissen von mir selbst : und rühr mich nicht vom fleck : (oder bin ich mein rettungsboot : im schlepptau meiner selbst : auf hoher fahrt : (ich weiß das alles nicht))

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7 Antworten zu

  1. laralia sagt:

    tanze! An den Mistral

    Ein Tanzlied
    Mistral – Wind, du Wolken-Jäger,
    Trübsal – Mörder, Himmels-Feger,
    Brausender, wie lieb ich dich!
    Sind wir zwei nicht eines Schoßes
    Erstlingsgabe, eines Loses
    Vorbestimmte ewiglich?
    Hier auf glatten Felsenwegen
    Lauf ich tanzend dir entgegen,
    Tanzend, wie du pfeifst und singst:
    Der du ohne Schiff und Ruder
    Als der Freiheit freister Bruder
    Über wilde Meere springst.
    Kaum erwacht, hört ich dein Rufen,
    Stürmte zu den Felsenstufen,
    Hin zur gelben Wand am Meer.
    Heil! Da kamst du schon gleich hellen
    Diamantnen Stromesschnellen
    Sieghaft von den Bergen her.
    Auf den ebnen Himmels-Tennen
    Sah ich deine Rosse rennen,
    Sah den Wagen, der dich trägt,
    Sah die Hand dir selber zücken,
    Wenn sie auf der Rosse Rücken
    Blitzesgleich die Geißel schlägt, –
    Sah dich aus dem Wagen springen,
    Schneller dich hinabzuschwingen,
    Sah dich wie zum Pfeil verkürzt
    Senkrecht in die Tiefe stoßen, –
    Wie ein Goldstrahl durch die Rosen
    Erster Morgenröten stürzt.
    Tanze nun auf tausend Rücken,
    Wellen-Rücken, Wellen-Tücken –
    Heil, wer neue Tänze schafft!
    Tanzen wir in tausend Weisen.
    Frei – sei unsre Kunst geheißen,
    Fröhlich – unsre Wissenschaft!
    Raffen wir von jeder Blume
    Eine Blüte uns zum Ruhme
    Und zwei Blätter noch zum Kranz!
    Tanzen wir gleich Troubadouren
    Zwischen Heiligen und Huren,
    Zwischen Gott und Welt den Tanz!
    Wer nicht tanzen kann mit Winden,
    Wer sich wickeln muß mit Binden,
    Angebunden, Krüppel – Greis,
    Wer da gleicht den Heuchel-Hänsen,
    Ehren-Tölpeln, Tugend-Gänsen,
    Fort aus unsrem Paradies!
    Wirbeln wir den Staub der Straßen
    Allen Kranken in die Nasen,
    Scheuchen wir die Kranken-Brut!
    Lösen wir die ganze Küste
    Von dem Odem dürrer Brüste,
    Von den Augen ohne Mut!
    Jagen wir die Himmels-Trüber,
    Welten-Schwärzer, Wolken-Schieber,
    Hellen wir das Himmelreich!
    Brausen wir … o aller freien
    Geister Geist, mit dir zu zweien
    Braust mein Glück dem Sturme gleich. –
    – Und daß ewig das Gedächtnis
    Solchen Glücks, nimm sein Vermächtnis,
    Nimm den Kranz hier mit hinauf!
    Wirf ihn höher, ferner, weiter,
    Stürm empor die Himmelsleiter,
    Häng ihn – an den Sternen auf!

    (Friedrich Nietzsche)

    “ ich wünsche einen gott, der tanzen kann.“

    • parallalie sagt:

      lesen Sie Gustav René HOCKE „Der tanzende Gott“ (München 1948 – veröffentlicht unter der Zulassungs-Nr. US-E-174 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.) – Die Widmung HOCKEs für Otto Müller-Min[nicht lesbar] besagt: „in gemeinsamer Liebe zur Megale Hellas“

    • laralia sagt:

      „Der tanzende Gott“ herzlichen dank für diese empfehlung …
      in meinem regal steht von Hocke nur das sehr zerlesene und mit vielen anmerkungen versehene “ Die Welt als Labyrinth“ …
      dazu ist anzumerken: das mythische labyrinth ist ein ort des tanzes,
      des kranichvogeltanzes, des tanzes zur feier der fruchtbarkeit des lebens …
      und Daedalus, der erbauer des minotaurischen labyrinths, musste sich wie ein vogel in die lüfte erheben, um einee gottähnliche übersicht über seine verwirrende architektur zu bekommen … doch wusste er, dass er nicht versuchen durfte, Helios zu nahe zu kommen, ihm quasi von angesicht zu angesicht gleich zu werden … söhnchen Ikaros wollte das nicht verstehen … und stürzte ab – wie der Kleine Häwelmann …

      s.a.
      Hocke über Manierismus

      http://www2.hu-berlin.de/fachdidaktik/47-4.pdf

    • parallalie sagt:

      dazu muß vielleicht noch gesagt werden, daß es sich hier um einen roman über sybaris und dessen untergang handelt.

  2. laralia sagt:

    Er, wo ist Er? hat Er ich verlaufen – wie ein kind?
    ist er zu schiff gegangen?

    ich vermisse Ihn

    • parallalie sagt:

      das frage ich mich auch schon seit ein paar tagen: vielleicht war’s doch zuviel abendmahlswein neulich… Er hat nach solchen exzessen immer die angewohnheit, sich ein weilchen zu verdrücken. ich warte selber. schrieb Ihm heute auch eine mail (einen wohnsitz hat Er ja nicht) des sinnes. sms geht nicht: hab‘ kein handy. Er auch nicht, jedenfalls hat Er nie eine konversation unterbrochen, weil’s irgendwo an Ihm bimmelte oder sonstwie gassenhauer von sich gab.

    • laralia sagt:

      Ihn suchen: Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittag eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: „Ich suche Gott! Ich suche Gott!“? Da dort gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verlorengegangen? sagte der eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert? – so schrien und lachten sie durcheinander.

      Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. „Wohin ist Gott?“ rief er, „ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet – ihr und ich! Wir sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun?
      Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?
      Müssen nicht Laternen am Vormittag angezündet werden? Hören wir noch nichts von dem Lärm der Totengräber, welche Gott begraben?
      Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? – auch Götter verwesen!
      Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!
      Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?
      Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet – wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen?
      Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine größere Tat – und wer nun immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!“
      Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, daß sie in Stücke sprang und erlosch. „Ich komme zu früh“, sagte er dann, „ich bin noch nicht an der Zeit.
      Dies ungeheure Ereignis ist noch unterwegs und wandert – es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Taten brauchen Zeit, auch nachdem sie getan sind, um gesehen und gehört zu werden. Diese Tat ist ihnen immer noch ferner als die fernsten Gestirne – und doch haben sie dieselbe getan!“ – Man erzählt noch, daß der tolle Mensch desselbigen Tages in verschiedenen Kirchen eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gesetzt, habe er immer nur dies entgegnet: „Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Gräber und die Grabmäler Gottes sind?“

      (Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft: Der tolle Mensch)

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