Feigenbaum, seit wie lange schon ists mir bedeutend,
wie du die Blüte beinah ganz überschlägst
und hinein in die zeitig entschlossene Frucht,
ungerühmt, drängst dein reines Geheimnis.
Wie der Fontäne Rohr treibt dein gebognes Gezweig
abwärts den Saft und hinan: und er springt aus dem Schlaf,
fast nicht erwachend, ins Glück seiner süßesten Leistung.
Sieh: wie der Gott in den Schwan.
Rainer Maria RILKE: Duineser Elegien VI
die ersten feigen sind reif, und die septemberfeigen künden sich zahlreich schon an. ein korb voller feigen: pompejanisches bildnis, als postkarte gerahmt – ehre wem ehre gebührt. und dann erst: die frucht öffnen, mit der zunge hineinfahren. das fruchtfleisch saugend und schlürfend und schmatzend sich einverleiben. noch spürt die zunge die myriardenstruktur der fädchen. dann mit vollem bauche bedauern, der korb sei schon leer.
die pflaumen, ich pflück‘ sie schon gar nicht mehr, zu viele sind’s.
kirschen gab’s keine: den vögeln zum fraß.
alles andere lehret dich warten und geduld.
bald, spricht das auge, das kreisend die bäume umgeht.
und so hüpft das jahr von frucht zu frucht,
bis zwischen oliven und kirschen wieder
das winterloch klafft!