Wo das meer stillsteht (4)
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bei irgendeiner adresse – schneiden kinder einen granatapfel auf
irgendeine adresse – stellt sich die kinder wie
augen vor – weiße nüsse im fleisch
blut – zwitschernder vogel geronnen zu glas
ein halber körper windet sich unsichtbar in den händen
und aufgekautes rosa gelee auf den zähnen verschmiert
tod – kinder haben’s gesehen
was uns vergißt und was erbarmungslos durch vergessen geheilt wird
lampenlicht abstrahiert von einer stadt im dämmer
wieder einmal – doch niemals das letzte mal
was uns der richtung entblößt und was durch zu viele richtungen entblößt wird
blau – immer ausgebreitet in kopfhöhe,
wird schwarz im starren blick
muß immer ein irgendwo haben für die vergebliche hoffnung eines ausfalls
damit die adressen bildenden worte – sich an den eiter der menge gewöhnen
die leere – in der augenhöhle
nur symmetrisch zum
meer – gestaltlos unter den händen der blinden
irgendeine adresse ist dafür bestimmt, silbrige parfümierte knochen zu pflanzen
unsere tiefen fortzureißen
von den jahreszeiten geröstete kindermandeln
werden zu jeder
vorstellung – verneint durchs gesehen werden
durch zerstörung hervorgerufen
der granatapfel – umwickelt blaue verkalkte kerne
das meer ist noch nie über die einsamkeit hinaus geschwappt
nie war da ein anderer – der unter den klippen zerschellte
wir hören uns – sonstwo fallen und zerschellen
kein meer, das nicht in die leere des gedichts rutscht
durch lang schon totes licht aufgeschnittene kinder – stehen still – dieses ufer
ist da, wo wir uns segel setzen sehen
[Wo das Meer stillsteht 5,11]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare
… das war’s!
5 Antworten zu [Wo das Meer stillsteht 5,12]