Nicht anklopfen – Die Technisierung macht einstweilen die Gesten präzis und roh und damit die Menschen. Sie treibt aus den Gebärden alles Zögern aus, allen Bedacht, alle Gesittung. Sie unterstellt sie den unversöhnlichen, gleichsam geschichtslosen Anforderungen der Dinge. So wird etwa verlernt, leise, behutsam und doch fest eine Tür zu schließen.
ADORNO, Minima moralia
Hypothese: könnte es nicht sein, daß in den zeiten des internet es auch heißen könnte: „den unversöhnlichen, gleichsam geschichtslosen Anforderungen der Psyche“, der Personen? alles greift unmittelbar in jeweils präsente innere. nichts vermittelt, nichts erzeugt „zögern“, „bedacht“, „gesittung“. nicht anklopfen: die offenen türen betreten, die nicht der andere öffnet, sondern die man in sich selbst öffnet, in der meinung, sie beim anderen zu öffnen, die der andere betritt, weil er seinerseits in sich eine tür geöffnet hat. jeder mit sich im anderen, daß nur ein vermeintlich anderes ist. dieses vermeintlich andere aber ist nur das, was man in sich selbst nicht wahrgenommen hat, oder nicht wahrnehmen wollte, oder vergessen hat wahrzunehmen. innenräume.
Und wie einsam macht das!
nicht an den luftzug gedacht und wieder eine tür feste ins schloss geflogen. wumms. und weiter, keine ahnung wo das hinführt, die nächste tür und die nächste und fort, schau nie zurück.
sehr einsam heute abend.