Franz Gutbier (2)
gläserklirren, mir selbst fiel ungeschickterweise die kippe auf den fußboden, so daß ich kurz vom hocker rutschen mußte, um die glut zwischen schuhsohle und fliesen zu zerreiben. er selbst nickte kurz dem wirt zu und ließ dazu ein meckerndes „ja-a-a“ hören, als wolle er damit ein bonmot des kneipiers quittieren, das mir beim abwärtsrutschen entgangen war. zudem hatten meine ohren einen moment lang abgeschaltet, wie es mir oft geschieht in gesellschaft. wahrscheinlich eine physiologische notwendigkeit, ein schwimmen im allgemeinen rauschen ringsum, in dem alle stimmen sich gegenseitig er- und aufheben, von denen ich gern alles wahrnehmen würde, was aber nicht geht. mich vor dieser unbehagen provozierenden unmöglichkeit zu schützen, schalte ich ab.
„tja, also Leinestraße“, hub er wieder an, zu allem überfluß habe er damals stets nach dahlem fahren müssen, „studienhalber“. das ewige rumstehen und –sitzen in der u-bahn habe ihn ziemlich genervt. um sich die zeit zu vertreiben, habe er stets alle beschriftungen zuerst vorwärts und dann rückwärts gelesen. aber mit der zeit habe er pfiffig werden müssen, denn die angenehmen augenblicke seien doch zu rar gewesen. er habe versucht, bücher und zeitungen zu lesen, halt woanders zu sein mit seinen gedanken, statt situationen nachzuempfinden und -zuleiden, wie sie in den kontaktanzeigen eines bekannten stadtmagazins (er nannte hier den namen) den grundton einer kontaktarmen, aber auch „hasch-mich-ich-bin-der-frühling-ängstlichen“ einsamkeit angeschlagen hätten. als habe ein jeder sein „hortus-conclusus-herzchen“ gegen eindringlinge zu verteidigen.
diesmal war ich an der reihe, dem wirt zeige- und mittelfinger hinzuhalten.