Die letzte Stunde des Tages begann ich mit den folgenden Worten: „Das griechische Wort lalein entspricht unserem Lallen. Lalle nennt der Dichter auch den Kieselstein.“ Ich stand dabei wieder am Fenster und sah draußen den Frühjahrsfluß strömen, in den der Wind bis zu den beiden Horizonten ein dichtes Muster von Längsstreifen zog, wie eine Regatta der Leere. „Ich werde ohne Liebe sein“, dachte ich. „Werde ich ohne Liebe sein? – Jedenfalls werde ich nie mehr in Sicherheit sein!“
Die Schwermut verwandelte sich jählings in etwas grundanderes: etwas noch nie so Erfahrenes, Sagenhaftes, Unerhörtes, dabei sofort Einleuchtendes, geradezu Begeisterndes – welches „Einsamkeit“ hieß; nicht als mein Schicksal, sondern als die Gegebenheit.

Peter HANDKE, Der Chinese des Schmerzes

Dieser Beitrag wurde unter Unkategorisiert veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu

  1. walhalladada sagt:

    und das gegebene füllt allemale die hohle hand : es ist die meine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.