es steh’n zwei bäume
auf verlass’nem feld
die weh’n mir einen zauber zu
und düster ein gedanke reift
an dunklen ästen
die winken ganz im ernst
nach Emily Brontë: There are two trees in a lonely field; / They breathe a spell to me; / A dreary thought their dark boughs yield, / All waving solemnly.
die zunächst letzten beiden, dann die letzte zeile erfuhr dank den kommentaren von Sumuze folgende entwicklung
1.
die feierlich
im winde wank’n
2.
die winken ganz im ernst mir zu
3.
die winken ganz im ernst
Das hätte die mit Abstand beste Übertragung ins Deutsche sein können – wären da nicht die letzten beiden Zeilen. Die laufen mir quer gegen den Strich.
Natürlich, ‚frei nach‘ ist ein Joker. Aber: ‚waving solemnly‘ ist kein feierliches Wanken. Wavering solemnly wär’s vielleicht. Und nichts in den Zeilen der Mrs. Bronte ist für mich ‚feierlich‘.
Ich habe aber leider auch nichts Passendes für diese Zeilen gefunden, obwohl ich’s versucht habe, schon oft. Ernst liegt mir im solemnly, oder eine Warnung, wie Wolfgang Held es las. Eine Drohung und Mahnung. Und schon gar nicht wegen eines Windes. Diese Bäume brauchen keinen Wind, sie sind, wenn es denn Not tut, ihr eigener Wind. Sie atmen ihn.
Jedoch der Anfang ist nichts als wunderbar!
danke! ohne Ihr kritisches lesen hätte ich vielleicht von selbst nicht mehr drüber nachgedacht! ich hab’ den freibrief fahren lassen und den wind stillgelegt:
es steh’n zwei bäume
auf verlass’nem feld
die weh’n mir einen zauber zu
und düster ein gedanke reift
an dunklen ästen
die winken ganz im ernst mir zu
(allerdings hatte „feierlich“ den sinn des ernsten, gemessenen, aber mit „ganz im ernst“ [gestern abend noch „voller ernst“, aber das hätte vollen ernstes sein müssen, und das klappt rhythmisch nicht] hört aller spaß auf…)
Ich schon wieder, also: anfreunden kann ich mich noch nicht mit Ihrer letzten Zeile, weder ‚voller ernst‘ noch ‚ganz im ernst‘ sagen ‚mir zu‘.
Gefallen täte mir aber:
die winken ganz im ernst…
Das klingt mir sehr hübsch nach Frau Bronte’s letzter Zeile (all waving solemnly), die für mein Ohr ein wenig offen nach hinten hinaus ist.
Ich hatte es vor einiger Zeit einmal am Ende mit ‚ärgerlich‘ versucht, da ich dem Ohr nach ’solemnly‘ mit ’somberly‘ verwechselte, als ich das Gedicht das erste Mal (als Kind) hörte. Aber:
die winken ärgerlich…
ist vielleicht doch zu gewagt und zu frei. Es trifft allerdings mein Bild vom Schluß, oder mein damaliges Gefühl, das sich mir beim Lesen immer wieder einstellt.
keine einwendungen gegen Ihren zeilenvorschlag… so wird auch das zweimalige zu am zeilenende vermieden: zuwehen, zuwinken…
Es erfreut mich von Herzen, daß Sie meinen Vorschlag annahmen.
hübsche kontamination von „es erfreut mein herz“ und „es freut mich von herzen“ : ciappa su e porta a ca (lombardisch glaub‘ ich: pack’s dir über die schulter und trag’s nach haus) : mir, Ihnen, gleichviel. not so solemnly… dieses „n“! als fehlte ein „o“.
ëinër winkt jëdënfalls für mich
fëierlich oder im ërnst oder ëarnëstful?
ins korn mit dër doppellauffintë