Zu Giacomo Leopardi „L’infinito“

teuer war mir dieser hügel immer
dem blick gehege baumes kronen
stehend im, schauend den, schaudernd
vor und schweigend dem schweigenden
raum von angesicht zu angesicht
und in der tiefe schüttert : herz…
ach, es schwirrt kein „unendlich“
du kannst dich nicht vergleichen
und das ewige währet kurz wie
die jahreszeiten, ihre wiederkehr –
im dreh’n und dreh’n der zeit nur
läßt sich ein immer weiter denken
so wie auch jetzt, ein dürres blatt
auf dem der herbst sein lied
sich raschelt : segeln dann erdwärts
liegen im noch & noch grünen gras

L’infinito

Sempre caro mi fu quest’ermo colle,
E questa siepe, che da tanta parte
Dell’ultimo orizzonte il guardo esclude.
Ma sedendo e mirando, interminati
Spazi di là da quella, e sovrumani
Silenzi, e profondissime quiete
Io nel pensier mi fingo; ove per poco
Il cor non si spaura. E come il vento
Odo stormir tra queste piante, io quello
Infinito silenzio a questa voce
Vo comparando: e mi sovvien l’eterno,
E le morte stagioni, e la presente
E viva, e il suon di lei. Così tra questa
Immensità s’annega il pensier mio:
E il naufragar m’è dolce in questo mare.

Das Unendliche

Lieb war mir immer dieser einsame Hügel
und diese Hecke wie sie nach allen Seiten
ausschließt vom letzten Horizont den Blick.
Doch sitzend und schauend erfind ich unendliche
Räume jenseits des Zaunes, übersinnliche
Stille und Ruhe vom Grunde des Schweigens,
wo so schnell mein Herz Nichts fürchtet;
hör ich den Wind, der aufrauscht in den Bäumen,
vergleich ich diese Stimmen mit der Stille vom
Grund: mir fällt Ewiges ein
und die toten Jahreszeiten und dieses Jetzt,
Ton der lebenden Zeit. So sinkt mir
der Gedanke weg ins Unendliche:
Schön ist der Untergang in diesem Meer.

Deutsch von Dieter Schlesak

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