[Wo das Meer stillsteht 3,6]
Alle räume, die nicht da sind
schwingen toter tauben formen dunkle nacht
scharlachrotes fleisch in den achselhöhlen – eine sich übergebende schwangere
die tote taube : ein vom balkon purzelnder ball
alles, was nicht da ist, ist fett
ranzig – so wie der schrei einer toten taube die wand beschmutzt
in dir sterbende räume
sind selbst irrsinniger schlaf
alles geträumte ist nichts als irgendeines menschen seele
all der schnee, der zeit deines lebens halt macht
verwandelt mit seiner obhut einen jungen in eines baumes schatten
in die ecke getriebenes blut – vervielfältigt wie immer den frühling
blumen – betäubter noch auf dem papier vervielfältigt
du bist gezwungen, dich bei jeder anschrift niederzulegen, an der tote tauben nisten
zuhören, wie türen und fenster zugenagelt werden
tief in dir drinnen – die nachbarn alle hervorgegangen aus inzucht
waschen weiterhin mit tintiger galle, die ihnen gestern hochgekommen
wenn ein treppenhaus einstürzt – erklingen tanzschritte im himmel
die elendsten verlagerungen sind die verlagerungen eines hauses
verlagern sich in das, was nicht da ist – was weiße worte
haben, ist die zeit, die ausreicht, daß eine tote taube ihre eier ausbrütet
was du hast, ist die zeit von einem bett zum andern
eine dunkle nacht zu überschlafen und eine leiche zu hinterlassen
ein paar fleischige flügel – haben grad den mond unter wasser berührt
haben zeit einzuziehen in
den glanz, der den ozean beseitigt – werden endlich vorgezeigt, wenn es zu ende ist
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Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare