sein name sei Franz Gutbier, ob es mir gut gehe. was ich mit einem kurzen rucken des kopfes halbwegs affirmativ begrunzte. ich solle nur immer gut zuhören, meinte er und blickte unter angewinkelten brauen fragend auf mein fragendes dito. er wischte die situation mit einem „zwei bier“ vom tresen.
ich müsse nämlich wissen, er habe damals im kalten krieg in Neukölln gewohnt, jenseits vom u-bahnhof Leinestraße. die wisse er heute noch, die straßennamen bis zu seiner hinterhofwohnung: thomas, jonas, schierker, nogat…
zwei bier erschienen indes vor uns mit fachgerechter blume. seine hand präsentierte diesen umstand wortlos, indem sie daumen und zeigefinger der blumenhöhe entsprechend auf distanz hielt. dieweil stürzte ich den rest des vorigen biers hinunter und ließ das neue glas zwischen meinen fingern zwei runden drehen, wischte dann die feuchte hand am rechten hosenbein trocken.
nun, damals in Neukölln zu wohnen, sei nicht unbedingt das gelbe vom ei gewesen. Kreuzberg sei da schon eher „in“ gewesen. von heute wolle er lieber schweigen.
ich hob das glas zu einem ersten schluck, die augen prosteten ihm zu. die linke fingerte die zigarettenschachtel aus der jackentasche. mit einem „was soll’s“ puhlte er sich eine heraus. und zigaretten-ansteck-ritual mit vorgehaltener hand, als gäbe man jemandem feuer zu trinken.
nun müsse man wissen – blies er seinen rauch in vorerst ungewisse über dem tresen -, daß rechts und links des u-bahnhofs leinestraße etliche friedhöfe gelegen seien, die fleißig von rentnern und sonstigen hinterbliebenen besucht würden, meistens aber von rentnern, die zudem auch noch gelbe armbinden trügen mit schwarzen punkten darauf. mehr memento mori hätte man einem jungen spund wie ihm auch nicht einflößen können.
er habe wohl nie eine mit skeletten dekorierte barockkirche gesehen, versuchte ich zu relativieren.
„barock?“ er zog sich den restlichen tabak in die lungen, und als er die zigarette ausdrückte, war das papier auf einen millimeter breite geschrumpft.
er sei nie über die main-linie hinausgekommen, das interessiere ihn auch gar nicht. „und überhaupt, je süden desto crux.“ es reiche doch, wenn er seine eigenen knochen durch die straßen schleppen müsse. sicher, sein großvater habe immer geklagt „min krüze, min krüze“, aber das habe ja wohl mit „kristimotten“ nichts zu tun.
so weit so gut (hoff‘ ich in meiner notorischen erzählscheu)