Vergeßt nicht, daß das wahre Geschäft des Krieges im Kaufen und Verkaufen besteht. Mord und Gewalt ergeben sich von selbst, das kann man Amateuren überlassen. Die Dimensionen des Sterbens im Krieg haben eine ganze Reihe nützlicher Effekte. Sie geben ein vordergründiges Spektakel ab, das die wirkliche Dynamik des Krieges zu verschleiern hilft. Sie liefern das Rohmaterial, das ins Buch der Geschichte eingetragen wird, um Kindern beizubringen, daß die Geschichte, Schlacht um Schlacht, aus einer Folge von Gewaltakten besteht, wodurch sie auf das Leben als Erwachsene gut vorbereitet werden. Vor allem aber ist das massenhafte Sterben ein Anreiz für die kleinen Leute, für die da unten, sich um ihr Stück vom Kuchen zu balgen, solange sie’s noch essen können. Der wahre Krieg ist ein Kult der Märkte.
PYNCHON, Die Enden der Parabel
Bei den Meldungen über Luftangriffe fehlen selten die Namen der Firmen, welche die Flugzeuge hergestellt haben: Focke-Wulff, Heinkel, Lancaster erscheinen dort, wo früher einmal von Kürassieren, Ulanen und Husaren die Rede war. Der Mechanismus der Reproduktion des Lebens, seiner Beherrschung und seiner Vernichtung ist unmittelbar der gleiche, und demgemäß werden Industrie, Staat und Reklame fusioniert. Die alte Übertreibung skeptischer Liberaler, der Krieg sei ein Geschäft, hat sich erfüllt: die Staatsmacht hat selbst den Schein der Unabhängigkeit vom partikularen Profitinteresse aufgegeben und stellt sich wie stets schon real, nun auch ideologisch in dessen Dienst. Jede lobende Erwähnung der Hauptfirma in der Städtezerstörung hilft ihr den guten Namen machen, um dessentwillen ihr dann die besten Aufträge beim Wiederaufbau zufallen.
ADORNO, Minima Moralia