heut‘ läuft er ihm hinterher : der mond dem skorpion : aufgehobene zeit im drehen des sich um das drehende des drehenden drehende : und was sind schon 365 lichttage im quadrat? [*]
[*] Antares (Alpha Scorpii) ist von uns 365 Lichtjahre entfernt. [**]
[**] Welche strecke aber legt das dunkel in einem jahr zurück? Wo entsteht das dunkle? Vor wie vielen äonen wurde das licht ausgelöscht, das uns nicht mehr erreicht, wenn nicht als nicht-licht? Leben wir in einem irrtum? Sind wir selber ein irrtum? Sicher ist, daß wir von dunkel zu dunkel im scheinbar lichten leben wandeln. Eine flagge für die menschheit müßte demnach schwarz-weiß-schwarz gestreift sein.
Alternativ dazu könnte das weiße auch transparent sein, so daß es für jeden anders aussähe. Gebongt!
„sind wir selber ein irrtum?“ er währte nur eine minute – sagte Nietzsche …
heute könnten wir ihm bestätigend widersprechen:
eine nanosekunde ….
Der Untergang der klugen Tiere …
http://www.bbs1-northeim.de/Unter-projekte/Unterrichtsprojekte/Deutschprojekte/Zentralabitur-texte2004-2005/Homepage-Zentralabitur/%C3%9Cber%20Wahrheit%20und%20L%C3%BCge%20im%20au%C3%9Fermoralischen%20Sinne.htm
***
Es geht ein Wandrer durch die Nacht
Mit gutem Schritt;
Und krummes Thal und lange Höhn
Er nimmt sie mit.
Die Nacht ist schön —
Er schreitet zu und steht nicht still,
Weiß nicht, wohin sein Weg noch will. —
Da singt ein Vogel durch die Nacht. —
— “Ach Vogel, was hast du gemacht?
Was hemmst du meinen Sinn und Fuß
Und gießest süßen Herzverdruß
Auf mich, daß ich nun stehen muß
Und lauschen muß,
Zu deuten deinen Ton und Gruß?” —
Der gute Vogel schweigt und spricht:
Nein Wandrer, nein! Dich grüß ich nicht
Mit dem Getön;
Ich singe weil die Nacht so schön.
Doch du sollst immer weiter gehn
Und nimmermehr mein Lied verstehn.
Geh nur von dann’
Und klingt dein Schritt von fern heran
Heb’ ich mein Nachtlied wieder an
So gut ich kann. —
Leb wohl, du armer Wandersmann! —
F.R.
irrtum? Heinrich Seidel
Das Ich
Ich lag zur Nacht vom Schlaf geflohn –
Die Mitternacht vorüber schon,
Es schlief die Welt – so stumm die Nacht
Nur im Gebälk der Holzwurm wacht.
Knirscht hier und dort mit ems’gem Nagen.
Von Zeit zu Zeit die Uhren schlagen,
Zuweilen rieselt von den Wänden,
Gelöst von unsichtbaren Händen
Der Kalkstaub nieder – Alles nur,
Dass man die Stille hört in der Natur.
Ich lag und sann, und über mich
Da kam’s mit einmal sonderlich,
Dass ich des Ich’s mir ward bewusst,
Und seltsam schnürt es meine Brust,
Und wie ein Wunder fiel’s mir ein
Das sonderbare Ding: Zu sein.
Dass ich hier lag und dass ich war,
Gar seltsam schien es mir fürwahr,
Und dass ich mitten in die Welt
Nun grade so dahingestellt,
Dass mir auch nimmer blieb ein Schein,
Wie es denn sollte anders sein.
Mich fasst‘ es wie ein Grauen schier –
So stand ich gleichsam ausser mir,
Betrachtend das kuriose Ding,
Das als mein „Ich“ auf Erden ging.
Ein Sieden wühlte mir durch’s Hirn
Und fiebernd pochte mir die Stirn –
Ich sah mich an der Schwelle stehn,
Wo wir das grosse Dunkel sehn,
An jenem unerforschten Pfad,
Den Niemand lebend noch betrat.