Ibn Hamdîs, Diwan, III

Er singt von einer Seerose

1
Du trinkst aus dem Becken der grünen Seerose
mit den rötlichen Blüten.

2
Grad so, als züngelten sie
Feuer aus dem Wasser.

[Ibn Hamdîs, Diwan, II]

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Ibn Hamdîs, Diwan, II

Er beschreibt das Ergrauen und erinnert sich an die Liebe zu seiner Heimat

1
Die Sorge ums Ergrauen schlug der Jugend Freude in den Bann,
das Ergrauen, wenn’s erglänzt, läßt dunkle Nacht heraufziehen.

2
Ich hatte den Mittagsschatten der jugendlichen Kraft erreicht
als sie, sich neigend, sich von mir entfernte.

3
Vermagst du meinen verlorenen frischen Jahren Trost zu spenden?
Wer das Übel vorfindet, ist auf Abhilfe erpicht.

4
Soll ich meine grauen Haare schwarz färben,
damit sich Nacht über die Morgenröte stülpt?

5
Wie soll ich den gefärbten Haaren trauen,
wenn mir der Glaube in die Jugend fehlt?

6
Ein leichter Wind, ein Zephyrhauch
murmelte frisch, lieblich verscheidend.

7
Wir, auf Reisen, und der Regen, ihm verschwistert,
ließ den Himmel Tränen fallen auf das tote Land.

8
Hörtest Donnergrollen durch die Wolken rollen:
als röhrte der Kamelhengst seinen Stuten zu.

9
Aus ihren Säumen zuckten Blitze
funkelnd wie gezückte blanke Klingen.

10
Die Nacht umhüllte mich in ihre Finsternis:
“O kommt, ihr, der Dämmerung Lichtbringer!”

11
Und du, oh Wind, wenn je du die Wolken in Regen auflöst
und den durstigen Lagern davon zu trinken gibst,

12
weh mir die trockenen zu,
damit ich sie tränke mit dem Wasser meiner Tränen,

13
und mein Weinen begieße die Wohnstatt der Jugend;
denn nie, in der Trockenheit, hörte sie auf, von Tränen benetzt zu werden.

14
Mach, daß ihnen nicht dürstet, den Resten einer heimatlichen Wohnstatt,
sei’s trächtige Wolke, die sich nähert, sei’s eine, die fortzieht.

15
Wenn du sie nicht kennst, wisse, daß von ihren Zweigen
die Hitze der Sonne den Duft der Aloe ausströmt.

16
Das soll dich nicht wundern, denn in den Zimmern der Liebe
erfüllt ihren Raum der Erde Wohlgeruch.

17
Es weilt unter ihnen mein verliebtes Herz;
aus ihnen schöpf’ ich den letzten Seufzer meines Körpers.

18
Zimmer, denen meine Wünsche zustreben,
wie die Wölfe, die in den Wald sich begeben.

19
Dort war ich den Löwen Gefährte im Dickicht;
dort sucht’ ich die Gazellen in ihrem Lager auf.

20
Jenseits, oh Meer, von dir, hab’ ich ein Paradies,
wo mich Wonne gekleidet und nicht des Unglücks Gewand.

21
Als ich auf den Morgen wartete,
zogst du mir zum Trotz den Abend dazwischen.

22
Oh, wär’ es mir gelungen, meine Gelübde erhören zu lassen,
als das Meer mich hinderte, sie zu erreichen,

23
ich hätt’, es zu überwinden, den Mondbogen als Boot benutzt,
bis ich dort hätte umarmen können eine Sonne.

[Ibn Hamdîs, Diwan, I]

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Ibn Hamdîs, Diwan, I

1
Wie lange wollt ihr mich im Exil von euch verbannt?
Ach! wie meine Freunde meinen Feinden gleichen!

2
Sie weckten in mir den brennenden Durst hochroter Lippen
Doch an ihnen meinen Durst zu löschen, verwehrte Ferne mir.

3
Widersprachen meiner Hoffnung, die ich in sie gelegt.
Wie viele Heilmittel bewirken nicht das Gegenteil!

4
Unmöglich ist’s, ihr meinen Vorwand zu verbergen;
es ist der Jungfrauen Sitte, den Starrkopf zu bändigen.

5
Oh sie! Dies mein Auge, das man gesehen tränennaß
an meinem Morgen, an meinem Abend.

6
Mein Blick zog auf sich das Übel deiner Pupillen,
so daß mein Körper nicht einmal Hort im Schatten findet.

7
Jedes unfruchtbare Jahr hat seine wohltätigen Regensterne;
für die Unfruchtbarkeit meines Körpers gibt es keine Sternwohltat!

8
Meinertreu! Mög’ ich doch sein Glaubensflamme, der Licht entspringt,
und du, in deinem Busen, in dem Untreue gärt, versuchst mich zu mindern.

9
Der Tadel ist dir Ausnahme in dem Sprichtwort, das besagt:
“Die Entbehrung in der Wüste hält den fern, der sich darin verloren.”

10
Welche Gunst kann ich mir erwarten von deinem Vorwurf?
Schließt man etwa aus dem Krieg den Frieden?

11
Dein Versprechen hat nichts, was mir erfüllt werden könnte;
wie auch kann Fata Morgana löschen den Durst in der Wüste?

12
Oh du, die mir vorwirft, wenn erbebt meine unerschütterliche Ruhe;
meine Ruhe erbebt nur in der Nähe einer Wankelmütigen.

13
Laß sein die ärztliche Kunst, diesen Kranken zu heilen, als Rezept
ist indiziert der Speichel, den ihre Korallenlippen spenden.

14
Ein Kranker, der den Gruß der Schönen erwidert, die ihn aufsuchen,
ist wie der Schiffbrüchige, der mit den Armen winkt und Hilfe sucht.

15
Bittet man eine schöne Hochherzige um Heilung,
ist es, als wollte man ein Übel mit dem andern heilen.

16
Kein Stern, der die Mittagssonne zu ersetzen vermag,
und so hat auch Asmâ keine Gefährtin, sie zu ersetzen.

Aus dem Diwan des Ibn Hamdîs, geboren um 1056 in Siracusa oder Noto auf Sizilien, gestorben 1133 auf Mallorca. Übersetzung (Nachdichtung noch nicht ganz, eher ein Hineintappen in DIESE Bilderwelt) nach dem italienischen Text von Celestino Schiaparelli aus den Jahren um 1915, der zuvor den arabischen Text ediert und herausgegeben hatte (Rom 1897). Seine Übersetzung erschien erstmals 1998 bei Sellerio in Palermo.

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portato via …

portato via
dal pozzo davanti
alla porta
(vom brunnen vor
dem tor)
grosso come cor
fattosi pietra
– all’ombra del tiglio –
a srotolare
ciottolino ciottolone
“kümmerli- kümmerliweis”
miser in fondo al
miser tu dici ruscell’

mondo foresto : entrasti
mondo foresto : non n’uscisti
(kein schöner land …)

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Ματαλα (1974)

Ματαλα

I
ich steige den felsen hinauf
einsamkeit suchend
die sonne sie neigt
dem horizont sich zu

so auf dem grat
des felsens dahin
den weißen pfahl
dahinten als ziel

dort dann zwei
krähen über mir
und zurück
bald hinter den
bergen am andern
ende der bucht
wird die sonne
versinken

wieder an der küste
setz’ ich mich nieder
schließe die augen
meditiere
sie wieder öffnend
die sonne
nur noch ein punkt
ich fliege
wandle auf felsen
und doch nirgendwo

da rauscht es
da höre ich meine
schritte
der alte priester
im schwarzen gewand
auf dem felsen
“mein sohn!”

wieder zurück in
Ματαλα
einen teller salat
brot bier santana
schatten am strand
freunde am tisch

der tisch wird abgeräumt
die zigarette angesteckt
d. ist gegangen:
“scheiße ist das hier!”
john gegangen
jim denkt nach
καληνύχτα!

II
das restaurant am strand
schatten spendend
john und mike
sitzen über einer karte
von kreta

am strand
weiße, rote, braune körper
wir zeigen uns unsere sonnenbrände
manchmal steigen leute
zu den höhlen hinauf
ein paar spielt schach
manche lesen
die lautsprecher schweigen
blaue fingernägel
ein paar tische weiter
an den wänden
motive aus knossos
ein stuhl auf dem strand
niemand sitzt darauf
eine luftmatratze im wasser
ein taucher mit schnorchel

gestern abend
die milchstraße
der mond kam sehr spät

vielleicht treffen wir uns nie
oder wieder im tempel
des todes

leute suchten rufend
nach ihren schlafplätzen
zu dunkel war’s
insekten sie störten
die antworten der
schlafsäcke
dann doch noch ein halbschlafen
indes he’s talking
sie hält ihren kopf gesenkt
about instruments
anything else?
no!

III
i’m waiting for my spaghettis with meat

IV
kathrin:
vielleicht treffen wir uns nie
oder wieder im tempel
des todes

am bus vorn sein
reiseziel: Ηράκλειο

(1974)

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lauter schwingen …

lauter schwingen
die patienten
gleiten abwärts
ahmen tiefflug
ahnen berg
die wand hoch
flügeln
“fenster zu!”
steilflug auf
zu neuen

uh! so fern!

lauter schwiegen
die patienten
glitten abwärts
Amen! tiefflug
Ahnen! berg

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diceva …

diceva
und hatte ein
rotes käppchen
so flugs
wie’s erschien
zwischen mir
und dem spiegel
sich aufgesetzt

wacker he
misunderstood

sie lösten sich
wie das käppchen
im kopf
auf

kursiv: zitat aus Donald Barthelme ‘Der tote Vater’

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sein blau …

sein blau
schickt der see
zur wiese herauf
im schatten
der wolke

deine hände
wachsen
aus dem dunklen
wald ringsum
und setzen mich
fort

blätternd in alten ital. texten, mich selber übersetzend (von vor sieben jahren): il suo azzurro / il lago manda / su verso il prato / all’ombra della / nuvola // le tue mani / che, scuri / uscendo / dal bosco / intorno / si spingono / a continuarmi

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hee-how is good …

hee-how is good
on summer days
wenn waden sich
zusammen zehren

fast wie zerstreut my
figblood-stainèd fingers

und manchmal kommt
am frühen nachmittag
der plakatkleber vorbei
mit einer neuen
todesanzeige für die

fliege so und so
fliegen und feigen
ihr saug- und sagetrieb

starren dann gelb
ins blau der deinen
von augen kann
dann kaum noch
die rede sein

eins blickt immer zuerst
in ein ganz anderes blau

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den pflanzentrieb …

den pflanzentrieb
um den finger gewickelt
und so stehenbleiben
warten bis
er dich umrankt
als sei zeit
der beginn eines
sprechens ohne zeit
die anfing mit
da bom in de höst
da hangt de lange wöst

und alle geburtstage
vergessen sind

[das kursive nur aus dem ungefähren gedächtnis. um bestätigung wurde angefragt.]

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