Marx und Satan

Es ist ja nicht erstaunlich, daß jemand Marx zum Satan erklärt und entsprechende „Nachweise“ naseweis’ aufführt, erstaunlich ist vielmehr, daß die Eingabe „Klassenkampf“ in die Suchmaske von google books bei gleichzeitiger Option „Nur vollständige Ansicht“ als Ergebnis an erster Stelle ausgerechnet dieses Buch anzeigt:

http://books.google.de/books?id=HV1xAn7a3NAC&printsec=frontcover

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18 Antworten zu Marx und Satan

  1. jusupi sagt:

    Der Geist geistloser Zustände „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“

  2. walhalladada sagt:

    „Brecht gestern abend: Daran kann nicht gezweifelt werden – die Bekämpfung der Ideologie ist zu einer neuen Ideologie geworden“.
    (Walter Benjamin, Tagebucheintrag vom 26.Juli 1938)

  3. MelusineB sagt:

    Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstandes „In seinem Wesen eher konservativ , stellte der Künstler sich doch in die vorderste Reihe der Revolutionäre, er war seiner Rolle noch nicht ganz gewachsen, er kniete, leicht zurückweichend, wie nach einer Stütze hinter sich suchen, das Gewehr ängstlich in den Händen, den Finger unbeholfen am Hahn, und dieser Augenblick drückte eine ganze Lebenssituation aus. Was er wiedergab, war ein Wunschbild und besaß deshalb auch etwas von der Absonderlichkeit des Traums, es war seinem Gesicht anzumerken, dass er eigentlich nicht hierher gehörte, verwundert, im überaus real Gemalten, sich der eignen Handlung kaum bewusst und sie bald auch widerrufend, nahm er, visionär, die Position eines Zukünftigen ein.“

    • Sturznest sagt:

      Großartiger Text ud ich hab das verschenkt, ich HIrni

    • parallalie sagt:

      an diesen titel erinnert worden zu sein, hat den post gelohnt. denn ich hab‘ die Ästhetik des Widerstands nie gelesen. ich überlegte gerade das warum? vielleicht, weil ich damals schon zu sehr einer anderen Widerstandsästhetik anhing: Schmidt. „dass er eigentlich nicht hierher gehörte“. aber kunst und widerstand lassen sich wohl nicht wirklich trennen.

  4. MelusineB sagt:

    Danksagung an eine Junglehrerin Dass ich lesen lernte, indem ich Weiss las, verdanke ich einer jungen Lehrerin (damals – 1983 – sagte man noch „Junglehrerin“), die hier ( http://gleisbauarbeiten.blogspot.com/2010/05/astrid-1983.html ) „Astrid“ heißt. Da ich den Kontakt verloren habe, kann ich sie nicht um Erlaubnis bitten, ihren wahren Namen zu nennen. Ich verdanke ihr viel.

  5. MelusineB sagt:

    Arno Schmidt – Peter Weiss Es fiele mir schwer, aus dem Stehgreif deren Ästhetiken zu vergleichen. Man weiß sofort, dass es etwas a n d e r e s ist, diesen Unterschied in Worte zu fassen, ohne zu werten (und das wäre mein Anliegen) ist jedoch schwer. Es ginge wohl um Gewichtungen zwischen Subjektivität und Solidarität, nicht um die Radikalität der künstlerischen Position als Widerständige.

    Eine jede Lesebiographie ist anders – und prägend. Weiss´Mammutwerk war wie ein „Erweckungserlebnis“ für mich und es sprach mich in gewissem Sinne frei: dass es möglich sei, Kunst und Literatur zum Lebensinhalt zu machen, ohne meine Herkunft zu verraten. Arno Schmidt gab mir – später – anderes: Momente unerhörten Glücks – Seelandschaft mit Pocahontas.

    • parallalie sagt:

      da treffen Sie’s doch: „dass es möglich sei, Kunst und Literatur zum Lebensinhalt zu machen“! Schmidt war für mich die befreiung der sprache. was ich heute nicht mehr so behaupten würde, läse ich ihn wieder. da ist natürlich anderes dazwischengekommen. dieser erste „impact“ wäre nur noch als erinnerung da, der sich schwerlich rekonstruieren läßt. die immer jeweils anderen leseerlebnisse ergeben im nachhinein eine zusammenschau von möglichkeiten, dem sein ein ahnen abzugewinnen. (immer wieder bewundernd: ein geist liest den andern. etwa benjamin den hölderlin. so etwas ist mir noch nicht wieder begegnet. wie sich beide durchdringen, paradoxerweise, denn der eine ist ja „passiv“, aber nur scheinbar (ginge dann wohl durchaus in die richtung des „nicht wertens“)).

  6. MelusineB sagt:

    Parallel-Leben In meinem Fall ist „der Lebens-Inhalt“ das Parallelleben in Bücher- und Bilder-Welten, weniger die Produktion von Bild und Text. Wovor jugendliche Eingeborene des Web-Kosmos pädagogisierend gern gewarnt werden: die virtuelle Welt der realen gleich zu gewichten, das habe ich immer schon getan. Ich halte es auch für das eigentlich „Menschliche“: die Welt nicht zu nehmen „wie sie eben ist“, sondern sie (und sich) zu entgrenzen. Wie beide Welten sich berühren, durchdringen, abstoßen – darum geht´s dann immer wieder anders:
    —-
    Das Lesen eines Ihrer Gedichte kann über diese deutsche Mittelgebirgslandschaft einen Hauch umbrischen Abendgolds legen…oder mich Donovans Gesichtszüge plötzlich ganz stutzig machen, wenn ich die Backen aufblase, um auf die staubige Bildschirmscheibe zu pusten. Nostalgia…it´s the disease of the elderly.

    • parallalie sagt:

      mit dem Donovan habe ich mir selber was angetan… der wacholder war schuld (oder Donovan, weil juniper schon anklang, des junis wegen) und wahrscheinlich das eine etym old/eld/elt/alt (wie immer: halb wußt‘ er es, halb umwuselte es ihn) in allen seinen varianten, aber eigentlich doch ohne alle -algie. – parallel-leben: das ist der rechte ausdruck. ich nenn’s auch privat-mythologie.

  7. MelusineB sagt:

    -keine algie, Sie Glücklicher… ich neige zu Sentimentalität, wie viele alternde Menschen (allerdings nicht zu Sentimentalitäten!). Mit Songs ist es so eine Sache: Ich hatte gestern immer zu das im Ohr: http://www.youtube.com/watch?v=DcEAI5p-wUg (Ganz gegen die Jahreszeit und eigentlich auch vor „meiner Zeit“…). Es hängt mit Sturznests Hinweis auf die Revolution von 1918 zusammen, glaube ich: „They´ve got the guns but we´ve got the numbers…“- Aber dann: „Summer´s gone.“ Vergeblichkeit.

    • parallalie sagt:

      machen Sie es so wie ich: hören Sie lieber die Beatles, wenn dann „Yesterday“ kommt, drehen Sie es ganz laut, versuchen Sie sich Lennons schmale lippen vorzustellen, die das singen (mir gelingt das mittlerweile, wie ich mittlerweile im geiste auch weiß, wie McCartneys lippen sich bewegen, und jeder auf seine weise die laute formt). wenn Sie das dann, wie ich im auto, alle zwei-drei tage wiederhören, dann wird dieses „Yesterday“ zu einer wortgeste, die gar kein gestern mehr meint, sondern einfach: ich fahr‘ jetzt auto und da kommt „Yesterday“: hübsches lied! – die revolution von 1918 hatte für mich auch ein wenig mit der „ästhetik des widerstands“ zu tun, damals in jener zeit erschien die vierbändige taschenbuchausgabe des döblinschen werks. DAS hingegen las ich.

  8. MelusineB sagt:

    Yesterday Ich werde das versuchen. Allerdings fahre ich kaum Auto; werde ich eben andere Gelegenheiten nutzen (Ipod macht´s möglich.).
    Von Döblin habe ich – vor vielen Jahren -nur das dem Kanon zugehörige „Berlin.Alexanderplatz“ gelesen, erkannt, dass es ein großer Roman ist, ihn aber nicht geliebt. Es ist schwierig, dafür Gründe zu finden. Es gibt welche, auch beschreibbare, aber ich müsste das Buch heraussuchen und mich noch einmal hinein vertiefen.- Und hier liegt noch soviel Ungelesenes – und daneben die Bücher, die ich liebe, und immer wieder lese.

    Übrigens: das Wort „verzwirbelt“ – das ist schön! Es kribbelt so in den Fingerspitzen.

    • parallalie sagt:

      möglicherweise draumen und zweigefinger bzw. auch digitus medius (die manischen gerechten geben den andern fingern dann auch noch ihr recht). dazwischen entstehen die bücher, die man noch nicht gelesen hat. leider aber mußte ich jetzt an die zeit denken, da ein solches verzwirbeln meinen langen bart meinte. quoth the raven : nevermore!

  9. MelusineB sagt:

    Küchen-Latein (Vernetzt – gebildet) Digitus medius est pars manus, accuratius tertius et in homine et aliis primatibus maximus ad potentiam et longitudinem pertinens digitus. Medius inter indicem et anularium positus est.
    Digitus medius etiam digitus impudicus appellatur, quia vulva anusque sexus voluptatum causa digito medio penetrantur, et hunc digitum tollere igitur est gestus maledicus, nam signum penetrationis videtur.

    (Fremde Federn – Ich musste nur „digitus medius“ bei google eingeben: 1. Beitrag s.o. – uups!)

    Ach, Bärte können (nach-)wachsen, zwirbelig (schöner is´ja: zirwelisch)

    • parallalie sagt:

      „dazu stieszen sie (die umstehenden frauen) glucksende rufe aus, zwirbelten mit den fingern vor den augen der kleinen kreatur (dem kinde) und spitzten die lippen. E. M. Remarque drei kameraden (1951). (fremde federn mit grimm). daß aber bärte nachwachsen, kann mann verhindern.

  10. MelusineB sagt:

    I´m not rough it´s just a quote… „wer ihm in dem bart laszt umbgrasen, dem hofieret man endlich gar aufs maul.“

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